Aufbruch zur Falkenwacht
Reisetagebuch Rondrumar Blitzsplitter, geborener Naramis Castelli di Arivor.
Kapitel 3
27.Peraine 1022: Letzte Reisevorbereitungen getroffen, wir verlassen gen Norden die Stadt. Ziel ist die Feste Falkenwacht. Leider führt unser Weg uns direkt durch die Sümpfe. Vor Mooren und Sümpfen hat man uns schon im Noviziat gewarnt. Diesen Feind kann man nicht mit einer Klinge besiegen.
28.Peraine 1022: Wir erreichen am früheren Mittag die Brücke über die Klamm. Es scheint als sei sie niedergebrannt worden, noch während Orks darauf waren. Der direkt weg jedenfalls war unpassierbar. Kedor und Harmwulf zogen los, um einen Weg hinab zu finden. Harmwulf hatte Erfolg und wir kraxelten die Schlucht hinab. Als es dunkel wurde, konnten wir hinter einer Biegung ein Feuer ausmachen. Harmwulf erspähte zwei Orks, zwei Goblins und einen Oger! Unserer einzige Option schien, gemessen das Lager zu passieren. Da der Oger angepfählt war, würde er uns vorerst keine Probleme machen. Es wäre beinahe glimpflich ausgegangen, dann forderte der Anführer mich zum Duell. Es muss eine Mischung aus Kampfeslust und meiner Überheblichkeit gewesen sein, die mich stattdessen den Oger fordern ließ. Der Ork staunte nicht schlecht, ließ uns aber kämpfen. Dieser stinkende Menschenfresser war imposant, sowohl an Statur als auch an Grobschlächtigkeit. Er traf mich zwei mal, wobei mich der zweite Keulentreffer nahezu von den Beinen gerissen hätte. Er schien auch verwirrt zu sein, dass er allein gegen mich kämpfte, er schien recht unbeholfen. Der Sieg war unser. Der Häuptling hielt sich an den Vertrag, doch einer der Golbins spuckte Harmwulf ins Gesicht. Wir schlugen unser Lager eine Stunde weiter auf, kurz bevor es zu dunkel wurde, ein Lager zu errichten. Des Nachts griffen uns die heimtückischen Bestien an. Wir streckten sie nieder und verscharrten die Leichname.
30.Peraine 1022: Die Klamm liegt hinter uns, der Wald lichtet sich aber zusehends. Gegen Mittag ändert sich das Terrain zu sumpfigem, von wenigen Büschen bestandenen Wiesen. Der Regen lässt allmählich nach.
1.Ingerimm: Der Grund wird noch weicher, schließlich erstrecken sich gegen Abend die Altsvelltsümpfe vor uns. Ein großes Wasserloch versperrt den einzig gangbaren Weg. Mit Berthold kommen wir hier nicht durch, auch ohne ihn würde es gefährlich. Wir werden hier fürs Erste rasten.
2.Ingerimm 1022: Das Wetter wird besser, wir üben uns den Tag über im Kampf. Tallian bringt mir bei, wie man die Wucht des Anlaufs in den Schwertarm überträgt. Harmwulf kann keinen Weg entdecken, also harren wir weiter aus. Die Pause tut gut.
3.Ingerimm 1022: Auch heute können wir nicht weiterziehen. Da sich ein Umweg kaum mehr lohnt, hat Harmwulf versucht uns etwas zu erjagen. Das Kaninchen reicht kaum für alle, ist aber eine willkommene Abwechslung zum Reiseproviant Tallians...
4.Ingerimm 1022: Im Sumpf ist es drückend und kräftezehrend. Der Tag verläuft recht ereignislos, doch kurz bevor wir ein Lager errichten wollen kommt Nebel auf. Kurz hinter einer Weggabelung können wir ein Feuer ausmachen und die Sprache der Orks vernehmen. Tallian rät, den Kampf zu vermeiden. Also schleichen Kedor und ich heran und können sechs gut gerüstete Schwarzpelze ausmachen. Als wir schon dabei waren, das Lager zu umgehen, stolperte ich und das Rasseln meiner Rüstung verriet unserer Position. Ein Ungeschick, doch der folgende Kampf hätte heroischer nicht sein können: Bero warf sich gewohnt tollkühn in den Kampf, auch Kedor und sogar Ealgar fochten mit mir in erster Reihe gegen die Schwarzpelze. Hätte die der Sumpf nicht dafür gesorgt, dass man uns nicht umzingeln konnte, wäre es allerdings auch knapp geworden. In meinen Weggefährten scheine ich mehr als nur Mitreisende gefunden zu haben. Vielleicht schaffe ich es, auch sie zu ehrenvollen Kämpfern oder gar Dienern der Göttin zu machen. Wir nutzten das Lagerfeuer der Orken für unser eigenes Nachtlager und machten uns am morgen in aller Frühe auf, nicht ohne die Leichname vorher dem Sumpf überantwortet zu haben.
5.Ingerimm 1022: Dieser Sumpf, er ist der Vorhof der Niederhöllen... Ealgar wurde heute mittag fast von riesigen Fliegen ausgesaugt, welche den Rest der Gruppe größtenteils verschonten. Kedor wurde wohl von den Biestern in Ruhe gelassen. Später am Tag fanden wir den Leichnam eines Orks: Er war von Egeln ausgesaugt worden. Damit uns nicht das gleiche Schicksal ereilte, machten wir einen Umweg und achteten besonders gut auf Boden und Beine. Rondra sei Dank wird der Grund gegen Abend wieder fester.
6..Ingerimm 1022: Wir waren guter Dinge, als wir endlich den festeren Boden der grünen Ebenen betraten. Die Sümpfe hatten wir überwunden. Dass wir wie auf dem Präsentierteller zu erblicken waren, war uns vorerst egal. Die gute Laune hielt bis zum Nachmittag. Ein Dutzend Reiter näherte sich von Norden und erst glaubten wir an einen Entsatz der Feste Falkenwacht. Als die Kavalleristen näher waren, erkannten wir ihren offensichtlich abgerissenen Zustand. Der Anführer stellte sich alsbald als dem wilden Haufen zugehörig vor und wollte uns allen Ernstes um zwanzig Prozent unseres Besitzes erpressen! Diese Ungeheuerlichkeit verschlug mir erst den Atem, dann machte ich dem Raubritter klar, wer ich sei, dass ich den seinigen Namen gern wüsste und dass ich dieser Frechheit nicht nachgeben würde. Erst trat er dreist und großspurig auf, als ich ihn jedoch; die Leuin verstärkte meine Stimme zu Donnerndem Getöse, dass er im Begriff sei einen großen Frevel zu begehn und sies seine letzte Chance sei, von seinem Tun abzulassen. Während meine ersten Worte schon den einen oder Andern überzeugt zu haben schien, hatte er nun endgültig den Rückhalt seiner Männer verloren. Als er sich dessen bewusst wurde, waren die Reiter schneller fort, als sie gekommen waren. Feiger Hund, mit nichtmal seinen Namen zu nennen. Eines Tages werden sich unsere Klingen kreuzen!
7.Ingerimm 1022: Rasteten am Mittag an einem Waldstück. Kedor erkletterte einen Baum, um die Orientierung zu erleichtern. Dabei sah er einen Ork, der ihn wiederum vor etwas auf der Ebene warnte: Ein vier oder fünf Schritt großer Troll schritt die Ebene entlang. Wir zogen uns auf Kedors Warnung hin schnellstmöglich in den Wald zurück und ließen das Ungetüm passieren. Geron hilf, was für ein Monstrum! Als wir uns den Ork danach vornahmen, schien er uns nicht feindlich gesonnen. Obwohl wir ihn mit Waffen bedrohten, ging er nicht zum Angriff über, sondern unterwarf sich und nachdem wir ihn ziehen ließen, stieg er auf seinen Wagen und zog davon. Er könnte einem fast wie ein Siedler erscheinen, wäre da nicht die bepelzte, widerliche Gestalt. Wir setzten unsere Rast fort. Liebholde merkte an, dass ihr Luchs eine Fährte aufgenommen habe, und zwar eine menschliche. Wir konnten die Spuren mehrerer Männer und eines Pferdes ausmachen. Da die Spuren auch Richtung Falkenwacht führten, folgten wir ihnen. Ein paar Stunden später konnten wir auf einer Hügelkuppe erkennen, wer da vor uns war: allem Anschein nach handelte es sich um einen Ritter auf seinem Ross und seinen Knappen. Nachdem wir auf uns aufmerksam gemacht hatten, drehten sie um und kamen uns entgegen. Sie stellten sich uns als Bärnhelm von Finsterfelde und Rondrumar von Löwenhaupt vor, Ritter und Knappe aus Weiden. Auch ihr Ziel lautet Falkenwacht, so reisen wir nun zusammen. Ich bin froh solch ehrenhaftes Rittervolk getroffen zu haben. Die Weidener Ritter stehen im Ruf, die einzigen zu sein, die noch kein Stück der Dekadenz verfallen sind.
9.Ingerimm 1022:Wir haben endlich die Falkenwacht erreicht. Die Informationen die wir erhalten sind düster: Tiefhusen ist gefallen, aus Riva hat man schon viele Wochen nichts mehr gehört. Einzig Tjolmar blieb verschont, aber nur weil die dortigen Zwerge angeblich eigenmächtig den Orks ermöglicht haben, die Brücke zu passieren und damit das Land aus dem Norden in die Zange nehmen zu können. Ardare, welch Verrrat, welch Schuld, wenn das stimmen sollte! Mit diesen Informationen denkt Tallian nun darüber nach, wieder nach Greifenfurt zu reisen. Jeder von uns solle sich bis morgen überlegen, wohin die weitere Reise gehen soll. Eine schöne Überraschung war, dass Theobald von Lohringen meinen Weg kreuzte. Leider wollte er selbiges nicht mit unseren Klingen tun. Den Tag verbringe ich mit Übungen im Sturmangriff, wie Tallian ihn nennt. Gegen Abend suche ich den Schrein der Herrin auf und suche das Gespräch mit den Geweihten. Kedor und der junge Rondrumar begleiten mich und beteiligen sich am Blutopfer. Ein weiteres Zeichen, dass Kedor mehr von einem Krieger in sich hat, als es erst erschien.

