Ein Finale in Riva
Geschunden und verletzt waren die Helden die nächsten Tage gezwungen, ihre Kräfte wieder herzustellen, sich neu zu sortieren, und verharrten mehr in ihrer Herberge im Hotel Trutzburg, auch um sicher zu gehen, keine unmittelbare Vergeltung ausgelöst zu haben. Die Gruppe hatte erneut die Vehemenz der sich ihnen entgegenstellenden Mächte kennengelernt. Aber sie waren erfolgreich gewesen und es gab weitere Anhaltspunkte, so dass die Fährte voran führte.
Mit Hilfe der Dienste "Aldemars" konnten sie sowohl einen Goldschmied ausfindig machen, der ohne große Nachfragen die Statuette des "Bruderlosen" einschmelzen würde, als auch ergründen, um was für Schlüssel es sich bei dem erbeuteten Bund handelte. Am vielversprechendsten erschien ihnen ein Schlüssel, der nach Angaben Aldemars zu einem der größeren Lagerhäuser des Handelshauses Störebrand gehörte. Dort fanden sich die Helden in einer der nächsten Nächte ein und verschafften sich, einen toten Winkel des Wachhabenden abwartend, Zugang. Ohne genauere Vorstellung, was sie erwarten würde, unterzogen sie die Haupthalle unter aller Vorsicht einer sehr genauen Inspektion; ohne Erfolg. Dennoch überzeugt, eine wichtige Spur zu verfolgen, nahmen sie sich der Kellergewölbe an, in denen sie erst nach einiger Zeit und präzisem Hinsehen eine Geheimtür entdeckten. Diese und der sich anschließende lange, schmucklose Gang mündeten in der Magierakademie außerhalb der Stadtmauern. "So müssen die Rattenkinder sich ihre unbeobachteten Wege bahnen", schloss die Gruppe. Es war jedoch unwahrscheinlich, in der Akademie weitere Anhaltspunkte zu finden. Sie kehrten zurück. Fjallgart inspizierte der Vollständigkeit halber noch den Dachstuhl. Beim Abstieg entlang der Ketten des Lastenaufzugs machte er jedoch auf die Fremde Präsenz im Lager aufmerksam, und die Gruppe war gezwungen, das Gebäude über die Frontseite in Richtung des Marktplatzes zu verlassen. Wie es das Glück wollte, blieben sie bei ihrem Rückzug unbemerkt.
Etwas enttäuscht von der mangelnden Ergiebigkeit dieser Spur war es wieder an der Zeit, sich neu zu sortieren. Die Helden kamen aber am nächsten Tag überein, dass sie dieses Kapitel würden zu Ende bringen müssen. Sie würden nicht abreisen können ohne den verbleibenden Torwächter zu stellen. Hatten sie etwas aus der letzten Konfrontation gelernt, dann, dass sie besser vorbereitet sein würden müssen. Die Magier müssten die Krieger besser schützen und zu diesem Zweck mit Formeln belegen. Die Krieger hingegen würden sich Segen für ihre Waffen besorgen müssen. Fjallgart war klar, dass nur Frunu (Firun) zu diesem Zweck dienen würde. Auf der Jagd nach den Dienern "Hramaschtus" würde der ewig-grimme Herr des Frosts den besten Begleiter darstellen. Hasojojin, gemahnt durch die Worte Xandros', Ludwigs und der Diener Borons, ließ seine Waffen dem Gott des Todes weihen. Der alt-weise Tempelvorsteher wusste noch zu berichten, dass dieser Segen nach dem Stand seines Wissens besondere Wirkung entfalten sollte. Außerdem deckte sich die Gruppe im Handelshaus der Störebrands mit allerlei potenten Alchimika ein, die den Kampfesverlauf begünstigen könnten.
Den letzten Anhaltspunkt, den es nun zu verfolgen galt, gab der letzte große gusseiserne Schlüssel vom Bund des jüngeren Torwächters. Dieser konnte laut Aldemar zu unterschiedlichen Einrichtungen der Stadt gehören. Aufgrund der lichtscheuen Natur der Rattenkinder gelangten die Helden bald zu der Einsicht, dass die Kanalisation der Handelsstadt ein geeignetes Versteck darstellte. Erste Versuche, Tore an sinnvoll erscheinenden Plätzen aufzuschließen, blieben jedoch erfolglos. Getrieben von der Idee dem Spuk ein Ende zu machen, entsannen sich die Helden der Einladung, die der zum Gefolge des Namenlosen bekehrte Weibel der Stadtwache ausgesprochen hatte: wären sie tollkühn genug, sollten sich sich doch einfach zu einem Treffpunkt im Stadtteil Undere Wyk begeben. Dort würden seine Herren sie schon aufspüren und vernichtend schlagen. Alle anderen Möglichkeiten waren erschöpft. Würden die Helden in ihrem Vorhaben standhaft bleiben wollen, war dieser offensichtliche Hinterhalt der letzte Faden, den es nun aufzunehmen galt. Gesagt, getan. Die Gruppe setzte sich in Bewegung, die Undere Wyk genauer zu inspizieren.
Der Treffpunkt stellte sich wie versprochen als Falle heraus und allerlei Gesocks schickte sich an die Gruppe zu umzingeln, um sie zu überfallen und ihnen den Garaus zu machen. Es hatte Steckbriefe in einer unweit liegenden Absteige gegeben. Die Kampfeserfahrung Fjallgarts und Hasojojins erwies sich nun als wichtiger Faktor. Diese gingen in den Angriff über, bevor sich die Söldlinge komplett aufstellen konnten und streckten einige sofort nieder. Die Feuerzauber der Magier taten ihres, die Auseinandersetzung rasch und entschieden zu beenden. Mindestens ein Widersacher fand ein unheilvolles Ende in den Flammen. So schlugen die Helden durch diese schnellen Erfolge den Rest unmittelbar in die Flucht. Bestärkt durch diesen Teilerfolg ergab die folgende Suche schnell den Zugang des Viertels zur Kanalisation. Und der Schlüssel passte.
Das Adrenalin des gerade beendeten Scharmützels floss noch durch ihre Adern und so betraten die Helden unmittelbar die unterirdische Passage und erkundeten diese. So geschah es dann auch, dass sie hinter dem ersten Tor unverhofft ihrem Widersacher in einer nur durch eine Feuerschale erhellten großen Gruft gegenübertraten. Die vorsichtige Planung für diesen Augenblick schien passé und zu Nichte gemacht. Von dem so spontanen Anblick des Ziels dieses Unterfanges benommen, hörten sie mit etwas Unglauben den Worten des Rattenkindes zu. Dieser gab zu erkennen, dass er - durch den kürzlich erstrittenen Erfolg der Gruppe wider seinen Schüler - beeindruckt sei von der Hartnäckigkeit der vier Helden und er gab kund, dass die Bedeutung seiner Mission es zulasse, nein gebiete, sie von nun an zu ignorieren, wenn sie dies im Gegenzug auch täten. Ungeachtet der noch mangelnden Vorbereitung schlug Xandros das Angebot umgehend im Namen der Gruppe aus und aktivierte den Schutz gegen Untote auf seiner Magierkugel. Die Geistesgegenwart des schwarzen Adepten war es auch, die ihn Hasojojin zurückhalten ließ, während Fjallgarts kurzentschlossenes Gemüt ihn sofort angreifen ließ. Die Kombination dieser Tatsachen sollte den Kampfesverlauf nachhaltig beeinflussen. Während Fjallgart den Zorn und somit die Attacken des Erz-Vampirs auf sich zog, gelang es Xandros Hasojojin mit der Formel des Duplikatus und Ludwig diesen mit der Formel des Armatrutz zu belegen. Der Hühne von einem Nordmann musste so direkt sein ganzes Stehvermögen unter Beweis stellen, als der Erz-Vampir ihm seinen Sargdeckel in einer Demonstration seiner unmenschlichen Kräfte entgegenschleuderte.
Noch auf den Beinen konnte er den Feind weiter binden und Hasojojin sich - nun mit magischen Schutz- und Kampfesformeln versehen - von hinten anpirschen. Der somit entbrannte Schwertkampf war hart erfochten. Fjallgart wurde mehrfach schwer verletzt. Nur der Mut und die Heilformeln Ludwigs schafften es, ihn den Kampf ohne größere Schäden überstehen zu lassen. Hasojojin hingegen glückte es mehrfach, Treffer besonderer Härte gegen den Erz-Vampir zu landen, dessen bedrohliche Attacken von unnatürlicher Kraft regelmäßig in den magischen Trugbildern versiegten oder durch den magischen Panzer gemildert wurden. Die zusätzliche Potenz der gesegneten Boronssichel schaffte es, die Aufmerksamkeit von Fjallgart auf Hasojojin zu lenken. Dennoch gelang es dem ungeheuerlichen Feind, den Beistand seines Herren zu ersehnen, was dazu führte, dass sich naturwidrige Dunkelheit um ihn herum ausbreitete. Schließlich bedurfte es aller vereinter Kräfte. Durch Hasojojins Klinge geschwächt trafen den Erz-Vampir zwei Feuerstrahlen aus den jeweiligen Händen der Magier. Fjallgart, wiedererstarkt, hieb unnachgiebig nach. Zuletzt gelang dem maraskanischen Schwertgesellen gegenüber dem von allen Seiten bekriegten Feind eine Attacke von besonderer Wucht und das Spektakel von vor einigen Tagen auf offener Straße wiederholte sich in den Katakomben unter Riva; der Vampir entzündete sich selbst. Allerdings schien dies noch nicht das Ende. Als ob er die Entwicklung noch würde umkehren können, kämpfte er erbittert weiter. Die nun aber zum Teil bereits zu Asche gewordenen Gliedmaße konnten den kraftvollen Attacken der Krieger und Stäben der Magier nicht mehr ausreichend Widerstand leisten. So war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er unter unheilvollen Schreien des Protests zu Boden stürzte. Der Kampf war gewonnen.






